Mittwoch, 10. September 2025

Die Sehnsucht

Sie wandert im Garten, der Traum ist weit,
die Blüten sind Stimmen der Zärtlichkeit,
sie schreibt mit Fingern an warmen Tau:
„Komm, Liebe, werde mir Licht und Bau.“

Der Himmel biegt sich in tiefe Ruh,
die Wege öffnen sich ohne Schuh,
ihr Herz ist dürstend, doch ohne Schmerz,
ein Kelch aus Morgen im eigenen Herz.

Sie ruft den Wind, er trägt ihr Wort,
er bringt es im Kreis zu ihr zurück dort,
so lernt sie, Sehnsucht ist sanfter Zwang,
ein süßer Bogen, ein endloser Gang.

Und wenn die Nacht sich früher legt,
ihr Traum die Welt mit Leuchten pflegt,
dann ahnt sie Ferne, die näher zieht,
wo Liebe aus Namen ins Wesen gießt.

Montag, 8. September 2025

Der Riss

Ein Lächeln gefriert, der Himmel bricht,
der Kuss wird bitter, verliert sein Licht,
ein Faden reißt im Gewebe der Zeit,
der erste Riss ist plötzlich bereit.

Er spürt das Messer im Seufzer stehn,
die Treue verrutscht wie lockerer Lehm,
das Herz trägt Blut als rotes Gewand,
er stolpert aus Licht in namenloses Land.

Die Flügel knirschen, die Luft wird schwer,
der Boden flieht, es gähnt kein Meer,
sein Blick wird tiefer als jedes Grab,
das Lied der Anfänge klingt höhnisch herab.

Er will noch halten, er will noch sein,
doch Schuld legt Fesseln aus kaltem Stein,
der Bote verstummt im Feuerwind,
verstoßen, wie alle Gefallenen sind.