Gedicht

Die Deutschen sind ein gemeingefährliches Volk: Sie ziehen unerwartet ein Gedicht aus der Tasche und beginnen ein Gespräch über Philosophie.

Heinrich Heine, 13.12.1797 - 17.02.1856

Samstag, 15. November 2008

Der einsame Held (1)

Er stand auf dem Schlachtfeld.
Er war umgeben von Landsleuten.
Er war umgeben von Feinden.
Er war umgeben von Gevatter Tod.

Ein Pfeil traf ihn in die Brust,
eine Welle des Feuers durchzog ihn.
Er war umgeben von Schmerz.
Er kämpfte weiter!

Ein zweiter Pfeil traf ihn,
eine weiter Welle breitete sich aus.
Er hörte einen Vogel zwitschern.
Er kämpfte weiter!

Ein dritter Pfeil durchbohrte ihn.
Er fühlte keinen Schmerz mehr,
sein inneres war wie leer gefegt.
Er kämpfte weiter!

Ein vierter Pfeil durchstieß sein Herz.
Die Welt um ihn verschwamm,
sein Körper wollte aufgeben.
Er kämpfte weiter!

Ein fünfter Pfeil kam auf ihn zu.
Es wurde dunkel,
alles war schwarz um ihn.
Sein Kampf war zu Ende.

Die Feinde stiegen über ihn drüber.
Die Landsleute stiegen über ihn drüber.
Sie beachteten ihn nicht mehr,
hatten ihn einfach vergessen!

Vergessen wie sehr er ihnen geholfen hatte.
Vergessen waren seine vielen Taten.
Vergessen war sein großes Leben.
Vergessen das er für sie gestorben war.

Als er noch lebte, waren sie bei ihm,
begleiteten ihn auf schritt und tritt.
Doch nun war er Tod
und sie kehrten ihm den Rücken zu.

1 Kommentar:

  1. Dieses Gedicht ist einfach klasse....es berührt einen sehr denn es ist die pure Wahrheit...

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